Nachbetrachtung Belegung des Hauptmarktes durch die „Winterwelt 2025“ vom 31. Januar bis zum 09. März 2025
Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
der Stadtrat hat in seiner Sitzung am Mittwoch, 18. September 2024, der Vorlage des Referats für Schule und Sport für die erneute Durchführung der Nürnberger Winterwelt auf dem Hauptmarkt zugestimmt. Ziel war eine Belebung des Nürnberger Hauptmarkts in einer relativ ruhigen und veranstaltungsarmen Zeit (31.01. – 09.03.25) – nach dem Christkindlesmarkt und vor dem Ostermarkt.
Unsere Bedenken und Kritikpunkte, die wir Ihnen mit Schreiben vom 03.01.2025 mitgeteilt haben, wurden leider mehr als bestätigt.
Dabei geht es keineswegs um die Ablehnung dieser sportlichen Veranstaltung. Es geht darum, dass durch die Zunahme von Großveranstaltungen auf dem Hauptmarkt für den „normalen“ Alltag der Altstadt kaum mehr Platz und Zeit ist.
Kritisch sehen wir insbesondere:
– Qualität und Erscheinungsbild der „Nürnberger Winterwelt“
Ignoriert wurden die Empfehlungen des Integrierten Stadtentwicklungskonzeptes (InSEK) Altstadt Nürnberg, das Flair der Altstadt bei Veranstaltungen nicht zu beschädigen und insbesondere die Nachbarschaft zu wertvollen Baudenkmälern und Kirchen als städtebauliche Identität stiftende und spirituelle Räume der Stadtgesellschaft zu respektieren.
Auf dem Hauptmarkt sind 2025 für den Grünen Markt 99 Veranstaltungstage, für den Christkindlesmarkt 27 Veranstaltungstage geplant. Die „Nürnberger Winterwelt 2025“ wurde an 38 Tagen – 11 Tage länger als die Hauptattraktion Christkindlesmarkt – durchgeführt.
Es gibt Gestaltungsrichtlinien bzw. Satzungen, an die der Christkindlesmarkt und der Wochen-markt gebunden sind. Warum gelten diese nicht auch für die Winterwelt?
Stattdessen gab es ein „Sammelsurium“ an Holzhütten sowie musikalische Dauerberieselung und Dauerbeleuchtung von 9.00 Uhr morgens bis 22.00 Uhr nachts.
Im östlichen, südlichen und westlichen Bereich bestimmten Werbebanner und rot-weiß schraffierte Absperrbaken das Bild des Hauptmarktes, „stimmungsvoll“ umrahmt von Bauzäunen zum Rathaus Hauptmarkt 18. Somit hatte das Ganze den Charme einer Baustelle.
– Signifikante Zunahme der Verlegungstage des Grünen Marktes
Unter der signifikanten Zunahme und Dauer der Großveranstaltungen leidet in wachsendem Maße der Grüne Wochenmarkt, der zur Nahversorgung des Burgviertels beiträgt und ein wichti-ger sozialer Treffpunkt ist.
Für die „Nürnberger Winterwelt 2025“ sind insgesamt 74! Verlegungstage des Grünen Wochen-marktes angefallen. Hier sind auch die Tage berücksichtigt, bei denen zwar eine Rückkehr auf den Hauptmarkt möglich gewesen wäre, ein Umzug sich jedoch wegen des kurzen Zeitraums bis zur nächsten Verlegung wegen der Verlegungskosten nicht gelohnt hat.
Laut der Jahresübersicht über die Belegung des Hauptmarkts im Ausschuss für Recht, Wirtschaft und Arbeit am 27.11.2024 durch das Wirtschaftsreferat gibt es – ohne Sonn- und Feiertage – 302 Tage an denen Marktstände aufgebaut sind, davon sind lediglich 99 Tage auf dem Hauptmarkt und 203 Tage auf den Verlegungsflächen. Dies ist ein absolutes Missverhältnis!
– Umweltbelastung durch Plastikabrieb
Auf dem Hauptmarkt war regelmäßig festzustellen, dass – wie bereits 2024 – Plastik-Fäden, die wie Späne unterschiedlicher Größe aussehen – in erheblichem Ausmaß auf die Pflasterfläche gelangt sind. Es handelte sich offensichtlich um Mikroplastik, teilweise auch um größere Plastik-fäden, also Makroplastik.
Laut Sachverhaltsdarstellung „Durchführung Winterwelt 2025 auf dem Hauptmarkt“ in der Stadt-ratssitzung vom 18.09.2024 wurden in der Nachbereitung mit allen Beteiligten Weiterentwick-lungsvorschläge 2025 zur Vorbeugung von Plastikabrieb eingebracht. Zitat „… Vorgehensweise zur Plastikbeseitigung abstimmen und im Vorfeld Maßnahmen zur Vor-beugung von Mikroplastik umsetzen (ist laut Hersteller der Bahn bereits umgesetzt)“.
Im Internet präsentiert die Herstellerfirma „Glice“ unter der Rubrik: „Was wir gegen Mikroplastik tun: „…Die regelmäßige Reinigung der Eisplatten nach unseren Richtlinien gewährleistet eine einfache Entfernung von Abriebpartikeln. Diese Partikel werden in der Regel mit dem Reinigungs-wasser abgeführt, das später in der Kläranlage der jeweiligen Stadt mittels Ultrafiltration aufbe-reitet wird…“. Das heißt die Herstellerfirma tut überhaupt nichts gegen Mikroplastik, sondern belastet die Kläranlage und die Umwelt.
Besorgte Eltern und Großeltern haben uns zudem mitgeteilt, dass Kleidungstücke ihrer Kinder nach dem Besuch der Kunsteisfläche mit Plastik-Fäden kontaminiert waren. Microplastikpartikel sind gesundheitsschädlich, diese können, dort wo sie entstehen, auch eingeatmet werden.
Mikroplastik gelangt als Abbauprodukt in die Umwelt und hat gravierende Folgen für Ökosysteme und die Gesundheit.
Umso erstaunlicher ist es, dass es bisher von Seiten der Stadt keinerlei Bedenken oder gar Kritik zum Umgang mit dem Plastikabrieb gibt. Dies steht in krassem Widerspruch zu den Weiterentwicklungsvorschlägen 2025 zur Vorbeugung von Plastikabrieb, die in der o.g. Sachverhaltsdarstellung genannt wurden.
Gibt es Alternativen?
An dieser Stelle möchten wir nochmals betonen, dass es keineswegs um die grundsätzliche Ablehnung eines sportlichen Ereignisses in der Altstadt geht.
Um den Hauptmarkt nicht mit Events und Veranstaltungen zu übernutzen, erscheint es aber sinnvoll die Veranstaltung auf andere Plätze zu bringen. Eine mögliche Alternative wäre beispielsweise der Jakobsmarkt. Hier könnte die Winterwelt direkt im Anschluss an das Winterdorf aufgebaut
werden.
Ein Vorteil wäre, dass die Veranstaltung im relativ ruhigen und veranstaltungsarmen Januar stattfinden würde. Außerdem könnte die Breite Gasse, die in unmittelbare Nähe liegt, von der Attraktivität der Winterwelt profitieren.
Voraussetzung wäre aber auch bei Alternativstandorten, dass das Problem der Umweltbelastung durch Plastikabrieb gelöst wird.
Mit freundlichen Grüßen
Elisabeth Most
1.Vorsitzende