eine besondere Rolle?
Bürgervereine gibt es auch in anderen Städten und Gemeinden. In Nürnberg haben aber die Bürgervereine eine besondere Rolle.
Unsere Nürnberger Bürger- und Vorstadtvereine überraschen immer wieder durch die Bandbreite ihrer Arbeit. In ihnen treffen sich Bürger, die sich in intensiverer Weise mit ihrem Stadtteil verbunden fühlen und gegenüber Stadtrat und Verwaltung besondere Rechte besitzen. Ihre Aktivitäten gehören untrennbar zum Nürnberger Stadtleben.
Sie reichen von Stadtteilfesten und Kirchweihen, Pflanz- und Pflegeaktionen, Mitwirken an Bürgerbeteiligungs- Prozessen (Masterplan Freiraum, INSEK) bis zu sozialen Aktivitäten und zeigen das große Interesse und die Bereitschaft, sich für den jeweiligen Stadtteil intensiv zu engagieren.
Ohne die Aktivitäten der Bürgervereine wäre Nürnberg um sehr vieles ärmer!
Die Entwicklung der Nürnberger Bürgervereine und ihrer Rolle ergab sich aus der Geschichte Nürnbergs. Bis 1800 konzentrierte sich in Nürnberg alles im Zentrum – in der Altstadt. Noch um 1800 drängte sich die gesamte Stadt fast völlig auf unserem jetzigen Bürgervereinsgebiet. Für uns heute kaum mehr vorstellbar. Über die sogenannten „Schwarzpläne“ (Quelle: Stadtplanungsamt Nürnberg) kann man die rasante Entwicklung des Nürnberger Stadtgebiets nachvollziehen. Erst mit der Industrialisierung nach 1870 entwickelte sich Nürnberg auch in den Stadtteilen. Und diese wollten auch ihren Anteil am Stadtgeschehen einbringen und auch wahrgenommen werden. Es wuchs auch oft das Bedürfnis der neuen Stadtteile, sich gegen den Rat und für den Stadtteil einzusetzen. Die Bürgervereine waren daher immer auch Vorstadtvereine.
Und so gründete sich 1874 der älteste Nürnberger Bürgerverein in Johannis, um seine Rechte gegenüber dem Magistrat zu wahren.
Um den Kreis dann zu schließen gründeten wir uns im Jahr 2012 in der Altstadt als jüngster Bürgerverein in Nürnberg.
Heute haben alle Bürgervereine auch die Aufgabe die Interessen der Stadtteile gegenüber der „Stadt“ zu vertreten, wie auch Wünsche und Beobachtungen der Mitbürger aufzugreifen und weiterzugeben. Sie vertreten flächendeckend jeweils ein fest umrissenes Stadtgebiet und bilden heute die Arbeitsgemeinschaft der Nürnberger Bürger- und Vorstadtvereine, kurz AGBV e.V.
Die AGBV und ihre 35 Mitgliedsvereine arbeiten mit der Verwaltung der Stadt Nürnberg zusammen, allerdings mit einer kritischen Distanz, um die Interessen der Bürgerschaft zu wahren. Sie repräsentieren einen Teil der demokratischen Bürgergesellschaft in unserer Stadt und der kommunalpolitischen Arbeit unterhalb der Ebene des Stadtrates um die sich in anderen Städten die parteipolitisch geprägten Bezirksausschüsse kümmern.
Die Bürger- und Vorstadtvereine umfassen aber viel mehr Arbeitsbereiche als diese.
Die besondere Rolle, die die Bürgervereine in Nürnberg haben, macht es möglich, dies in einem kommunalpolitischen Umfeld zu tun.
So haben die Bürgervereine in den Bürgerversammlungen nach dem Oberbürgermeister das Wort für die Fragen der Bürger, treffen sich drei Mal im Jahr mit dem OB und seinen Referenten bei den Oberbürgermeister-Runden um Fragen der Bürger ihres Stadtteils vorzutragen und qualifizierte Antworten zu erhalten. Und wenn es um Belange des Stadtteils im Stadtrat geht, können die Bürgervereine in den Ausschüssen ihre Stellungnahme vortragen. Auch bei den vielfältigen Bürgerbeteiligungen sind die Bürgervereine immer wieder gefordert.
Die Bürgervereine in ihrer Unterschiedlichkeit und Vielfalt gestalten aber auch aktiv das Stadtleben mit Festen, Kirchweihen und Veranstaltungen aller Art. Und einem aktiven Vereinsleben. So unterschiedlich die Nürnberger Stadtteile sind, so unterschiedlich sind auch ihre Bürgervereine. Ehrenamtlichkeit und Überparteilichkeit haben aber alle Bürgervereine gemeinsam.
was wir tun:
Nachdem wir uns anfangs 2012 gründeten, zeigten wir mit unseren Fragen zur Bürgerversammlungen im April 2012 schon mal die Richtung unserer Arbeit für die kommenden Jahre auf.
Da ging es bereits um Themen, die uns auch immer in den folgenden Jahren beschäftigten:
Schwierige Hortsituation, das fehlende Kinder- und Jugendhaus, Augustiner-Areal, Grün in der Altstadt, Pellerhaus, Situation in der östlichen Altstadt, SÖR, Anbindung des Kontumazgartens an die Altstadt, Radwegprobleme und vor allem auch die leidige Kneipenlärmsituation und des Vandalismus in unserem Stadtteil.
Zuerst waren es nur Fragen – dann wurden es eigene Initiativen, Mitarbeit in Gremien oder bei der Bürgerbeteiligung. Weitere Themen kamen hinzu.
Haben wir etwas bewegt?
Hier einige Themen:
z.B. „AK-Kneipen“ – sozialverträgliches Miteinander:
siehe eigenständigen Artikel: https://www.buergerverein-altstadt.de/ak-kneipen/
Beispiel „Markt“ und „Eventkultur“:
Unsere Kritik an ausufernder Eventkultur führte zu heftigen Diskussionen, die z.T. bis heute andauern. Wie viele und welche Events verträgt unsere gute Stube – der Hauptmarkt? Wie viele Umzüge verträgt der „grüne Markt“? Wie ist die Zukunft des „grünen Markts“?
Die Stadt versprach „Qualität“ und maßvolle Vergabe. Versprach auch eine Weiterentwicklung des Hauptmarkt-Nutzungs-Konzepts und hat einen „Runden Tisch“ etabliert, bei dem auch der Bürgerverein Nürnberg-Altstadt beteiligt ist.
Es hat sich etwas bewegt, aber der Hauptmarkt bleibt Daueraufgabe für uns.
Beispiel Verkehr:
Das Thema Beckschlagergasse war schon vor Gründung unseres Bürgervereins Gegenstand kontroverser öffentlicher und Rathaus-interner Dispute. Zusammen mit der Verkehrsplanung griff der Bürgerverein dieses „Heiße Eisen“ an. Besonders weil um die Beckschlagergasse und Äußeren Laufer Gasse inzwischen ein neues attraktives Altstadt-Wohngebiet entstanden war: Sebalder Höfe, Rosenhöfe, Spitzenberg bis Hübnersplatz, das durch die dreispurige „Altstadt-Autobahn“ zerschnitten wurde. Durch die Möglichkeit dort rasant – schleichwegmäßig – durchzurasen zog sie darüber hinaus völlig unnötigen zusätzlichen Verkehr an.
Nach einer Bürgerbeteiligung, weiterer Diskussionen in Verwaltung und Stadtrat wurde nach Umbau der Ampelanlage der erste Schritt zur Umsetzung des neuen Verkehrskonzepts getan. Die Verbesserung der Verkehrssituation ist Voraussetzung dafür, dass sich dieses attraktive Stadtquartier auch in Zukunft weiter entwickeln kann.
Beispiel Kinder- und Jugendhaus:
Auch durch unsere Initiative ist nach vielen Jahren Stillstand endlich wieder Bewegung in die völlig unzureichende Situation für die Kinder-und Jugendlichen in der Altstadt gekommen.
Mit der zweimaligen Verschiebung des Themas im Stadtrat wurde leider sehr viel Zeit auf Kosten der Kinder und Jugendlichen verloren.
Der Bürgerverein hatte sich mit Begehungen von Pellerhaus und Herrenschießhaus, Diskussion in Foren und vielen weiteren Gesprächen einen fundierten Überblick erarbeitet.
Zwar hat man nun mit dem Herrenschießhaus erfreulicherweise einen neuen Standort gefunden und für das Pellerhaus eine Nutzung als „Haus des Spielens für alle Generationen“ vorgeschlagen.
Chancen für eine schneller zu entwickelnde Lösung für die Kinder und Jugendlichen in Form einer Zwischennutzung im Pellerhaus wurden aber leider nicht ausgelotet.
Ein absolutes Ärgernis war in diesem Zusammenhang aber für uns die ohne
Anlass geführte Diskussion um mögliche störende Kinder an beiden Standorten und einer angeblichen Nichtvereinbarkeit von Kindern und Kultur.
Beispiel „Grün-Initiative“
„Mehr Bäume für die Altstadt“ ist das Motto einer Initiative von Bund Naturschutz und Bürgerverein Altstadt, der sich auch die CSU-Altstadt und die SPD-Altstadt angeschlossen hat.
Gerade in Zeiten des Klimawandels ist es wichtig, natürliche Schattenspender – Bäume – auf den Plätzen in unserer dicht besiedelten Altstadt zu pflanzen. Viele Untersuchungen der Stadt zur Verbesserung der Aufenthaltsqualität im Öffentlichen Raum, besonders auch unter dem Aspekt des Klimawandels dringen darauf, dass jetzt etwas getan werden muss. Dabei spielen Stadtbäume eine wichtige Rolle.
An markanten Beispielen „steinerner Plätze“ in der Altstadt ohne oder nur mit spärlichen Grün und Bäumen – meist auch ohne Sitzgelegenheiten – zeigt die „Grün-Initiative“, insbesondere durch die Sachkenntnis des BN auf, welche Potentiale diese Plätze bieten, um die Aufenthaltsqualität zu verbessern. Hierzu zählen beispielsweise der Klarissenplatz, der Andrej-Sachorowplatz, der Platz vor dem Bauhof oder der Egidienplatz.
Mit relativ wenig Aufwand könnte dort für mehr Grün und verbesserte Aufenthaltsqualität gesorgt werden.
Beispiel Weinmarktfest:
Nach dem Erfolg des ersten Weinmarktfests 2016 laufen jetzt schon die Vorbereitungen für das Weinmarktfest 2018. Es wird wieder ein Fest der 30 Läden und Gaststätten am Platz zusammen mit den Anwohnern. Und wieder wollen wir den Platz ganz allein fürs Fest – ohne Verkehr und Autos – befeiern.
Weitere Arbeitsbereiche:
Wir arbeiten mit in den Meinungsträgerkreisen Nördliche und Südliche Altstadt.
Wir treffen uns am monatlichen Stammtisch.
Drei Mal im Jahr treffen wir uns mit anderen Bürgervereinen und dem Oberbürgermeister, um Fragen zu Problemen in den Stadtteilen zu stellen und qualifizierte Antworten der Stadtverwaltung zu erhalten.
Wir pflegen auch unser Vereinsleben. z.B. bei gemeinsamen Fahrten oder unserem Jahresempfang.
Und und und……..
Viele Themen zu denen wir alle einladen mitzuarbeiten!
Eine Mitwirkung ist erwünscht und jederzeit möglich, ein Einstieg am besten beim Besuch unseres monatlichen Stammtisches. Wir freuen uns.
(Berichte über unsere Aktivitäten finden Sie auch in unserem Stadtpfeifer-Archiv)